Umgang mit Vielrednern

Wer kennt sie nicht? Sie tarnen sich geschickt als Kolleg:innen, Mitarbeitende, Kunden, Familie, Freunde und Nachbarn und sind in Wahrheit Vielredner:innen. Je enger die Beziehung, umso schwerer fällt es uns, aus den Gesprächen zu kommen. Ich möchte dir vier Tipps an die Hand geben, wie du mit Vielrednern besser umgehen kannst.

Ich selbst kenne das Thema zu gut aus meinen Trainings und Workshops. Wenn ich dabei andere Teilnehmende beobachte, schalten diese ab und sind verärgert. Es liegt in diesem Moment in meiner Verantwortung, die Person höflich zu unterbrechen und so allen Teilnehmenden einen Beitrag zu ermöglichen. Das zeigt, dass es auf unser Rollenverständnis in diesem Moment ankommt, ob wir denken, dass wir Menschen unterbrechen dürfen.

Zeitrahmen transparent machen

Wenn du es eilig hast und auf eine:n Vielredner:in triffst, mache von Beginn an klar, wie viel Zeit du für das Gespräch einräumen kannst (und willst).

Triffst du vor der Tür deinen Gesprächigen Nachbarn, dann kannst du direkt einleitend sagen: "Ich habe heute viel zu tun, aber für unser Gespräch nehme ich mir jetzt gerne fünf Minuten.". Mit diesem Satz wird es dir leichter fallen, das Gespräch nach fünf Minuten auch zu beenden. "Es war wirklich eine schöne Ablenkung bei all dem Stress. Jetzt muss ich aber weiter. Bis bald.". Das ist für alle Beteiligten angenehmer, als abrupt nach fünf Minuten zu sagen, dass du es eilig hast. Und häufig halten sich mit dem Wissen die Menschen auch kürzer.

In meiner Zeit als Führungskraft habe ich einen weiteren Trick für diesen Bereich genutzt: Ich hatte Sanduhren mit verschiedenen Zeitangaben auf meinem Schreibtisch stehen. Je nach Situation gab es 2, 5, 15 oder 20 Minuten Zeit. Das ist auch eine super Möglichkeit für den Umgang mit der "Hast du mal zwei Minuten für mich?" Frage umzugehen.

Körpersprache einsetzen

In einer Studie wurde nachgewiesen, dass Menschen kürzer antworten, wenn wir langsamer blinzeln (zur Studie). Doch diese marginalen Veränderungen der Gesprächsdauer werden dir im Alltag keinen Zeitvorteil einbringen. Und wenn du sonst nicht langsam blinzelst, wird dein Gegenüber vielleicht irritiert reagieren - auch das wollen wir für eine professionelle und wertschätzende Kommunikation nicht erreichen.

Dennoch hast du verschiedene Möglichkeiten, um deine Körpersprache bewusst einzusetzen.

Der Klassiker ist es, dein Notizbuch oder Notebook mit den Worten "Schön, dass wir das Thema so zielführend besprechen konnten" zu schließen und damit auch visuell das Gespräch zu beenden.

Im laufenden Meeting kannst du auch mit visuellen Botschaften arbeiten. Beispielsweise kannst du bewusst zu einem Stift greifen und die Person fragen: "Was kann ich zu dieser Ausführung notieren?"

Aktiv zuhören

An was denkst du, wenn du an aktives Zuhören denkst? Nicken und bestätigendes Brummeln? Bitte nicht! Aktives Zuhören ist ein Thema für sich, allerdings forderst du mit einem Nicken dein Gegenüber geradezu heraus, um mehr zu sprechen. Denn damit signalisierst du: "Ja, ich höre dir zu. Rede bitte weiter."

Vor allem bei Frauen neigen dazu im Gespräch häufiger zu nicken (Quelle: Apollon-Hochschule) und sind somit dem Risiko stärker ausgesetzt, Vielredende unbewusst zu motivieren.

Um zukünftig weniger zu nicken, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise ein visueller Ankerpunkt (Aufkleber, Notiz) sein, der dich daran erinnert, nicht nicken zu wollen. Oder greife dir mit der Hand ans Kinn, damit du die Bewegungen schneller bewusst wahrnimmst.

Unterbrechen

Manchmal hilft alles nicht und du musst deinem Gegenüber ins Wort fallen. Aber geht das überhaupt, ohne unhöflich zu wirken? Bereits als Kind bekommen wir beigebracht, dass man seine Gesprächspartner aussprechen lässt. Also ist es nicht verwunderlich, dass wir auch als Erwachsene das Gefühl haben, nicht unterbrechen zu dürfen.

Sicherlich wirst du immer als nett und höflich wahrgenommen, wenn du dein Gegenüber aussprechen lässt. Was aber ist mit einer Zeit? Kommunikation hat immer etwas mit Respekt zu tun. Somit auch dem Respekt dir und deiner Zeit gegenüber. Somit liegt es in deiner eigenen Verantwortung, Vielredende zu unterbrechen.

Auch hier gibt es Möglichkeiten für eine wertschätzende Unterbrechung: "Das ist ein wichtiger Aspekt, den wir im nächsten Gespräch (oder einem gesonderten Termin) besprechen werden."

Auf diesem Weg hast du der Person gezeigt, dass du dich für die Belange und Sichten interessierst, aber klar gemacht, dass das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist.

Achtung: Wenn du deine Unterbrechung mit dem kleinen Wörtchen "aber" beginnst, öffnest du den Staudamm. Denn nun fühlt sich dein Gegenüber dazu veranlasst, alle möglichen Argumente (Rechtfertigungen) zu suchen. Und die kommen dann schnell und vielleicht auch laut. Wie die Wassermassen, wenn der Damm bricht.

4 Tipps für den Umgang mit Vielrednern

Praxis-Tipp: Zeit schenken - genau 1x

Ich möchte dir noch einen Praxis-Tipp an die Hand geben, wie du mit Menschen umgehen kannst, die viel reden und dir besonders wichtig sind.

Wenn du jemanden in deinem persönlichen oder beruflichen Umfeld hast, der immer wieder weit ausholt und dich damit um kostbare Zeit raubt, dann schenke dieser Person für dieses Thema einmalig deine Zeit.

Gibt dieser Person den Raum, ihre Sichtweise auf das Thema mit allen Aspekten und Gedanken zu äußern. Am Ende dieses Gespräches fragst du nach zwei bis drei ganz konkreten Maßnahmen, um dieses Thema aktiv anzugehen und zu verändern. 

Bis hierhin hast du noch keine Zeit gewonnen, richtig. Dafür sammelst du ab jetzt die gewonnene Zeit in jedem Gespräch ein, in dem dieses Thema auf den Tisch kommt. Sobald dein Gegenüber mit dem Thema anfängt, hältst du die Vereinbarung nach: "Dieses Thema hatten wir neulich ausführlich besprochen und du hast drei Maßnahmen genannt, die das Thema aktiv verändern werden. Wo stehst du in den jeweiligen Maßnahmen?".

Damit hast du direkt zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

1. Du hörst dir das Thema nicht zum x-ten Mal an.

2. Die versetzt die Person in die Lage, das Thema aktiv anzugehen und aus der Negativspirale zu entfliehen.

Vielredende-Praxis-Tipp: Schenke Zeit.

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